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DFB-Neuling Robin Koch Harry und Sohn

Mit Robin Koch hat Bundestrainer Joachim Löw den nächsten Neuling zur Nationalmannschaft berufen. Der 23-jährige Freiburger steht noch im Schatten seines bekannten Vaters. Das könnte sich schon bald ändern.
Robin Koch (Mitte) bei der Nationalmannschaft mit Marco Reus (r.) und Luca Waldschmidt

Robin Koch (Mitte) bei der Nationalmannschaft mit Marco Reus (r.) und Luca Waldschmidt

Foto: SASCHA STEINBACH/EPA-EFE/REX

Es ist keine Schande, Robin Koch nicht zu kennen. Schließlich ist sein Vater im Moment noch bekannter als er. Harry Koch war eine Art ikonische Figur des 1. FC Kaiserslautern. Mit wehendem Vokuhila-Haar und dem Betzenberg-Schnauzer im Gesicht grätschte und köpfte er sich einst zur Meisterschaft mit dem Verein. Die Ältesten werden sich daran erinnern, dass der FCK auch mal gute Zeiten hatte. Und der Fußball-Arbeiter Harry Koch war ein elementarer Bestandteil dieser guten Zeiten.

Als die Pfälzer 1998 als Aufsteiger sensationell den Bundesligatitel holten, feierte Sohn Robin gerade seinen zweiten Geburtstag. Die damaligen Festivitäten in der Region müssen ihn dennoch schon nachhaltig beeindruckt haben, denn Robin Koch hat als Ziel seiner Fußballerlaufbahn ausgegeben, "auch einmal Deutscher Meister zu werden". Ob er sich mit dem SC Freiburg dafür den richtigen Verein ausgesucht hat, ist noch offen. Zumindest aber schadet es nicht, beim SC Freiburg Fußball zu spielen, wenn man die Nationalmannschaft als Ziel im Auge hat.

Der 23-jährige Robin Koch ist in seiner dritten Bundesligasaison und nach 38 Ligaspielen in Freiburg vom Bundestrainer für das Länderspiel gegen Argentinien am Abend nominiert worden (20.45 Uhr; Liveticker SPIEGEL, TV: RTL), und die zahlreichen Ausfälle und Absagen im Vorfeld der Partie machen es sogar möglich, dass Koch dort bereits seine ersten Einsatzminuten in der DFB-Elf erhält. Joachim Löw hatte in der Abschlusspressekonferenz am Dienstag jedenfalls ein paar lobende Worte für seinen Neuling parat. Löw muss wissen, wovon er spricht: Er hat genug Spiele des SC gesehen.

Robin Koch jubelt mit dem SC Freiburg derzeit ziemlich oft

Robin Koch jubelt mit dem SC Freiburg derzeit ziemlich oft

Foto: Thomas Kienzle AFP

Wobei Koch junior zugute kommt, dass er nicht nur als gelernter Innenverteidiger seine Arbeit machen kann, sondern in der Liga auch schon im defensiven Mittelfeld eingesetzt wurde. Flexibilität ist immer etwas gewesen, was Löw bei Spielern schätzt. Dass der Bundestrainer zudem den bisher eher Unscheinbaren für die Defensive nominiert, statt über eine Rückholaktion von BVB-Platzhirsch Mats Hummels auch nur nachzudenken, ist zudem ein deutliches Zeichen. Ein Zeichen, dass Hummels sich seine Vorstellungen von einem möglichen Comeback in der Nationalmannschaft getrost abschminken kann.

Robin Koch arbeitet Fußball wie sein Vater

Für Robin Koch ist die Berufung in den erlesenen Kreis der Nationalmannschaft eher Lohn seiner Arbeit als ein logischer Schritt gewesen. Es gibt hochbegabte Talente im deutschen Fußball, die irgendwann zwangsläufig im Kader von Joachim Löw enden wie Leverkusens Kai Havertz oder Bayerns Serge Gnabry. Fußballer, die so wirken, als seien sie vom Schicksal geküsst worden, bedacht mit allem, was gute Fußballer ausmacht.

Robin Koch gehört nicht zu denen. Vor drei Jahren war er zwar schon Stammspieler beim 1. FC Kaiserslautern, dem Herzensverein, in der Stadt, in der er geboren wurde. Aber den künftigen Nationalspieler haben damals nur wenige in ihm gesehen, und über die 3,5 Millionen Euro, die der SC Freiburg im Sommer 2017 an den FCK als Ablösesumme überwies, haben sich einige gewundert.

Vater Harry, wie ihn die Pfalz liebte

Vater Harry, wie ihn die Pfalz liebte

Foto: Martin Rose / Getty Images

Aber SC-Trainer Christian Streich hat schon mehrfach bewiesen, dass er in jungen Spielern mehr sehen kann als andere und dass er vor allem aus ihnen auch mehr machen kann als Andere. Dass der SC in dieser Spielzeit so gut dasteht, wie er es tut, hat er nicht nur dem begabten Angreifer Luca Waldschmidt zu verdanken, der von Löw gegen die Argentinier sein Startelfdebüt garantiert bekam. Sondern auch, weil mit Christian Günther und Koch zwei vorwärts denkende Defensivkräfte seit Wochen in bestechender Form sind. Günther gehörte auch schon mal zum Dunstkreis der Nationalelf, er ist anschließend wieder daraus verschwunden. Seine Personalakte dürfte auch bald als Wiedervorlage beim Bundestrainer auf dem Schreibtisch liegen.

Harry hat es nie zur Nationalelf gebracht

Vater Harry hatte am Ende seiner Karriere 187 Bundesligaspiele auf dem Konto, ausschließlich für den FCK, er ist nicht nur Deutscher Meister, sondern auch Pokalsieger geworden, Publikumsliebling am Betzenberg ohnehin, wie viele der rustikalen Vertreter, die sie in der Pfalz noch ein bisschen mehr lieben als anderswo. Aber bis in die Nationalmannschaft hat er es nie gebracht. Sein Sohn wurde im Sommer, wie man hörte, von Tottenham Hotspur und dem FC Valencia umworben, auch davon hätte Vater Harry nur träumen können. In gewisser Weise ist Robin Koch mit seinen 38 Bundesligaspielen und 23 Jahren schon weiter, als es der altgediente Fußballprofi Harry Koch je geschafft hat.

In Trier, dort, wo der Vater seine Karriere beendete und die des Sohnes begann, hat Harry Koch über seinen Sohn mal gesagt, er sei sicher begabter, als er selbst es gewesen sei. Das kommt vor, es ist nicht immer so, dass der Name des Vaters erdrückend ist: Leroy Sané hat vielleicht auch mehr Talent als sein Vater, in jedem Fall ist er heute schon prominenter, als es sein Vater Souleyman Sané zu Bundesligazeiten des SC Freiburg je war.

In den Achtzigerjahren gab es einen Hollywoodfilm von und mit Paul Newman, in dem es darum ging, dass der Sohn sich Träume erfüllen wollte, die der Vater sich nie erlaubt hatte. Der Film hieß "Harry und Sohn".