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Aktiver Vulkan Katla Schlafender Riese: Droht Island ein Vulkanausbruch?

Island, Katla, Emstrur
Schlafender Riese: Unter dem Gletscher Myrdalsjokull liegt der Katla, einer der aktivsten Vulkane Islands
© mauritius images / ARCTIC IMAGES / Alamy
Der Vulkan Katla ist überfällig, ein Ausbruch könnte unmittelbar bevorstehen. Die Menschen in der Gegend sind auf der Hut

Konzentriert betrachtet Reynir Ragnarsson das Display des Leitfähigkeitsmessgeräts: 604 Mikrosiemens pro Zentimeter. Ein hoher Wert, sagt er und zieht den Sensor aus dem Wasser. Mit ihm hat der 84-Jährige festgestellt, dass der Gletscherfluss nahe seinem Heimatdorf Vík í Mýrdal im Südwesten Islands viele gelöste Salze mit sich trägt.

Eine große Menge von Chlor- oder Fluorverbindungen im Wasser könnte auf einen bevorstehenden Ausbruch des nahe gelegenen Vulkans Katla hinweisen, erklärt der Hobbyforscher und schnuppert. Die Luft riecht nach Schwefel – ein Hinweis darauf, dass Katla aktiv ist.

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Fürchtet er sich vor Katla? Im Gegenteil. „Ich hoffe, ich lebe lange genug, um den Ausbruch mitzuerleben!“, sagt Ragnarsson. Mit ihm teilen etliche Isländer die Faszination für die rund 30 aktiven Feuerberge des Landes. Der 26 Jahre alte Aron Sturluson erzählt, dass viele Menschen in der Gegend gleich nach dem Aufwachen mit dem Smartphone die Messwerte des nahen Vulkans überprüfen. „Auf Island lebst du nun einmal immer in der Nähe eines Vulkans“, sagt der Feuerwehrmann aus Vík í Mýrdal achselzuckend.

Der Ausbruch ist überfällig

Der nur 20 Kilometer entfernte Katla aber gilt derzeit als besonders gefährlich: Ein Ausbruch ist, statistisch gesehen, überfällig. Seit dem 12. Jahrhundert existieren Aufzeichnungen über Katlas Aktivitäten. Etwa zweimal pro Jahrhundert ist er während der vergangenen 1000 Jahre ausgebrochen. Zuletzt entlud sich der Berg 1918 mit einer gewaltigen Eruption, die eine Gletscherflut auslöste.

Im Jahr 2014 und auch im vergangenen Sommer wurde der Berg, Islands zweitgrößter und aktivster Vulkan, wieder unruhiger und weckte Erinnerungen an den Ausbruch des Eyjafjöll-Vulkans im Jahr 2010. Dessen Aschewolke legte damals den Flugverkehr in Teilen Europas lahm.

Vor einem Ausbruch können Messgeräte die Anwohner nur kurzfristig warnen: Maximal drei Stunden bleiben den knapp 600 Einwohnern von Vík í Mýrdal, um sich in Sicherheit zu bringen. Seit 1960 gibt es Evakuierungspläne, regelmäßig trainieren die Bewohner für den Ernstfall. Dann wären sie auch zuständig für die Touristen der Region. Die Zahl der Gäste nimmt seit Jahren zu: Kamen 2006 noch 400 000 Besucher nach Island, sind es jetzt 2,4 Millionen pro Jahr.

Reynir Ragnarsson beobachtet den Katla auch aus der Luft. In einer 50 Jahre alten Propellermaschine fliegt der pensionierte Polizeichef über Katlas Gletscher und hält Ausschau nach Veränderungen. Sackt die Eisdecke ab oder bläht sich, wäre das ein Anzeichen für verborgene Erdbeben – die einen Ausbruch ankündigen können.

GEO Nr. 05/2018 - Der Wolf

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